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#53 - Brief vom 21.11.1893 Cuenca

Mein vielgeliebtester Bruder!

Wiederum habe ich die Freude, Dir auf Dein mir immer wertes Schreiben eine Antwort zu geben. Ich bin Dir sehr erkenntlich für die Neujahrs Wünsche, die Du mir zuschicktest. Und auch ich wünsche Dir und all den Deinigen dasselbe und bitte Gott, daß er diese unsere Wünsche erfüllen wolle.

Es freut mich sehr, daß Ihr alle in diesem vergangenen Jahre gesund erhalten, mit der Ausnahme unserer guten Schwester Gertraut, welche aber jetzt die Gesundheit wieder erlangt hat. Die schwere Krankheit unserer Schwester Mariana geht mir sehr zu Herzen; und dies besonders, weil ich sie in einem so armen und verlassenen Zustand sehe. Vielleicht niemand mehr als sie kann sich die Worte zueignen "erbarmet Euch meiner, erbarmet Euch meiner, wenigstens Ihr, die Ihr meine Freunde seid, denn die Hand des Herrn hat mich berührt". Und weil sie so schwere und harte Schicksale durchzumachen hatte in diesem Leben, für das ist sie nicht weniger unsere Schwester und um so mehr sollte sie dadurch unsere geschwisterlichen Herzen erreichen und sie wenigstens nicht in ihrer letzten Not zu verlassen. Ihre Jugendzeit war ein Martyrium wegen der furchtbaren Gichtkrankheit und heftigen Fußleiden, dem sie unterworfen war, und in ihrem unglücklichen Ehestand hatte sie alle Trübsale durchzumachen, was nur das Leben bitter macht; bald schwere Krankheiten, Unglücksfälle in ihren Kindern, äußerste Armut und Verachtung und so viele andere Sachen, was nur ein Gemüt niederzudrücken vermagen. Und daher, meine vielgeliebtesten Geschwister, sollten wir jetzt unsere eisernen Herzen verschließen, da wir sie in ihrer letzten und größten Not sehen. Wie löblich und Gott wohlgefällig wäre es, wenn auch einigen aus Euch suchen würden, sie in dieser äußersten Not zu trösten und nach seinem Gutdenken und Vermögen ihr zu Hilfe kommen möchten. Auch dürft Ihr nicht glauben, daß durch das Almosen Euch selbst eine Not zukommen möchte, weil ja gerade das Almosen jede Not vertreibt. Und von niemandem weiß man, der viel Almosen gegeben und Not gelitten hätte, und über alles dieses sind es ganz besonders die Almosen, welche den Himmel aufschließen.

Es freute mich sehr, in Deinem Briefe zu vernehmen, daß es Deiner Tochter, der Schw. Edelberta, immer gut geht und sie mit ihrem Stande ganz zufrieden ist. Ich kann Euch nicht sagen, wie tröstlich es für mich ist, daß einige Eurer Töchter sich dem religiösen Leben gewidmet haben, wo sie, wenn sie in ihrem Stande verharren, ihrer ewigen Seligkeit sicher sind, wohingegen das Heil so vieler in der Welt wegen den so vielen Gefahren so sehr ausgesetzt bleibt.

Wie freut es mich auch, daß das Kloster in Untermarchtal so gut voran geht, wie freut es mich, daß selbst eine Tochter meines innigsten Freundes darin aufgenommen ist. Ich zweifle nicht, daß dieses Kloster den halb erloschenen Glauben und guten Sitten in der ganzen Umgebung wieder erwecken wird. Und ganz besonders kann sich der Ort Untermarchtal überaus glücklich schätzen, eine solche geistliche Hilfe erlangt zu haben, und dürften auch im selben Maße ihrem Wohltäter aus Gmünd dankbar sein.

Von den Missionen weiß ich nichts besonderes zu schreiben, weil ich sie schon mehrmals beschrieben habe. Die Art und Weise ist immer dieselbe, Bekehrungen und Begebenheiten sind bereits immer dieselben. Nur im allgemeinen kann ich sagen, daß sie immer unsäglich viel Gutes machen und Glauben und Religion beim Volke aufrecht erhalten. Es ist in diesem Jahr auch wiederum ein neuer Orden, nämlich die Padres des hl. Franz von Sales, hier eingeführt worden, welchen ihre besonderen Aufgaben und Zweck ist, Knaben aufzunehmen und ihnen Handwerker zu lernen, um somit die Stadt und Gegend mit guten und fromm erzogenen Meistern anzufüllen, was gewiß für die Zukunft sehr gut und nützlich sein kann. Im vergangenen Jahr haben sich auch die Schwestern vom guten Hirten hier niedergelassen, für welche ich im Oktober ein großes neues Kloster angefangen habe mit einer schönen gothischen Kirche, für welche man am 12. Oktober feierlich den Eckstein einsegnete. Auch für die Schwestern der hl. Katharina haben wir ein neues Kloster zu bauen angefangen. Diese Schwestern sind jetzt zahlreich, halten auch Schulen in Cuenca und hatten dieses Jahr in Schulprüfung der Kinder die besten Examen gemacht und alle anderen Orden übertroffen.

Ich war auch in einem Städtchen eine Tagreise von hier zur Zeit der Examen, wo auch dieselben Ordensschwestern sind, und wohnte ihrem Examen bei, und auch dort hatten die Kinder ein solches Examen gemacht, daß alle, die dem Examen beiwohnten, erstaunt blieben.

Lieber Bruder, teuerste Schwägerin! Wie tröstlich ist es fü mich, daß ich sehe, daß Ihr nicht nur für das Zeitliche und Vergängliche sorget, sondern auch immer Eures ewigen Heiles eingedenk seid. O, wie wenige sind es, welche die Wichtigkeit eines frommen Lebens erkennen und einsehen, und wie viele sind es, von welchen ihr Trachten nur dahin geht, zeitliche Güter und Ehren zu erlangen, und welches kummervolle Leben haben sie, wenn sie sehen, daß auch diese elenden Güter vor ihnen fliehen. Seid doch wenigstens Ihr nicht so töricht und suchet vor allem, was ewig dauert. Suchet wenigstens jetzt, da das Alter kommt, Euch mehr dem Gebete und guten Werken zu widmen und ohne jeden menschlichen Respekt öfters die hl. Sakramente zu empfangen. Sehet nicht darauf, was die Leute sagen werden, sondern vielmehr was Gott und den Heiligen im Himmel gefällt.

Ich grüße Euch alle vielmal, Dich, meinen lieben Bruder, Euch, teuerste Schwägerin, und alle Eure Kinder, und ganz besonders Deine Tochter Schw. Edelberta in Zams und alle die Deinigen.

Ich bitte Dich auch ganz besonders, alle meine anderen Geschwister, Georg, Mariana und Gertraut zu grüßen sowie auch alle ihre Kinder und ebenso auch alle Kinder von unseren verstorbenen Geschwistern zu grüßen.

Lebet wohl! Stets für Euch alle betend und Euch alle dem hl. Herzen Jesu und Maria empfehlend bleibe ich Euer ergebenster Bruder und Vetter

Johannes Stiehle

#52 - 19.11.1893
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#54 - 23.11.1893

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